Es war eine ungewohnte Atmosphäre am Samstagnachmittag, den 11. Juli 2020 in Bodelshausen, als die bereits für Ende März angesetzte Nominierung der Kandidaten und des Ersatzkandidaten für die Landtagswahl 2021 nun endlich stattfinden konnte – unter strengen Hygieneregeln: man musste sich regelmäßig die Hände desinfizieren, es durfte nur ein eigens dafür an jeden Anwesenden ausgeteilter Kugelschreiber verwendet werden, der Abstand von 1,5 m war zu beachten und, sofern man nicht auf seinem Platz saß, galt es eine Maske zu tragen. Doch das ausgeklügelte Hygienekonzept, umgesetzt unter den wachsamen Augen von Dr. Andreas Gammel, konnte sich schlussendlich bewähren.
Geleitet wurde die Versammlung mit etwa 95 stimmberechtigten CDU-Mitgliedern von dem Rottenburger Oberbürgermeister und zugleich CDU-Kreisvorsitzenden Stephan Neher, sowie den Stv. CDU-Kreisvorsitzenden Eugen Höschele und den auch Stadtverbandsvorsitzenden der CDU Mössingen und der CDU Rottenburg Dirk Abel und Martina Müller, wie auch dem bewährten Schriftführer Patrick Weber. Einen herzlichen Empfang bereitete die Rede des Bürgermeisters von Bodelshausen, Uwe Ganzenmüller, der aber auch seine Gemeinde gegenüber den Anwesenden vertrat und über die schweren wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie für seine Gemeinde berichtete.
Nachdem die Formalitäten sodann zügig abgearbeitet wurden, stand nun die Nominierung des Kandidaten und Ersatzkandidaten für die Landtagswahl 2021 im Mittelpunkt. Angetreten war das Duo mit Diana Arnold als Kandidatin und Christoph Naser als Ersatzkandidat.
Diana Arnold, 37 Jahre, ist verheiratet und hat drei Kinder. Seit 2012 arbeitet die in Rottenburg-Oberndorf tief verwurzelte Polizeibeamtin beim Polizeiposten Tübingen Innenstadt. In der kommunalen Politik übernahm sie 2014 als Oberndorfs Ortsvorsteherin bereits ein politisches Amt und wurde zuletzt hierin wieder bestätigt. Zudem setzt sie sich aus Überzeugung seit 2019 auch im Rottenburger Gemeinderat für die Belange der Bürgerinnen und Bürger vor Ort ein. Diana Arnold führt daneben auch den CDU-Ortsverband Pfaffenberg an, ist Mitgliederbeauftragte im CDU-Kreisverband Tübingen und hat Funktionen in Stadt- und Kreisverband und insbesondere auch dem Landesvorstand der Frauen Union Baden-Württemberg inne.
Christoph Naser hingegen ist 28 Jahre alt, verheiratet und zweifacher Vater. Der Tübinger Politikwissenschaftler und frisch examinierte, evangelische Diplom-Theologe mit Stationen in Jerusalem und Berlin engagiert er sich neben der CDU und JU vor Ort von Stadtverbands- bis Kreisebene auch aktiv in der Entwicklungshilfe und Kirche. Dort kandidierte er bei den Kirchenwahlen 2019 für einen Sitz in der Württembergischen Landessynode und ist zudem Mitglied des Landesvorstands des Evangelischen Arbeitskreises der CDU Baden-Württemberg (EAK).
„Ja, ich kann und ich will Mitgestalter der Zukunft unserer Region und unseres Landes sein!“ — dieses Selbstbewusstsein zog sich durch die Rede von Diana Arnold.
Hierbei setzte sie ihre Schwerpunkte insbesondere bei der Inneren Sicherheit, Digitalisierung und Bildung. Gerade nach Ereignissen wie der Krawallnacht am 21. Juni in Stuttgart, bei denen die Täter als bloße „Eventszene“ benannt werden, anstatt als das bezeichnet zu werden was sie sind, nämlich Täter, sieht sie Handlungsbedarf: „Wir müssen die Probleme nicht beschreiben, sondern benennen. Und wenn es Flüchtlinge und Migranten gibt, die gemeinsam mit deutschen Aggressoren und linken Gewalttätern marodierend durch unsere Landeshauptstadt ziehen, dann müssen wir was tun! […] Wir können nicht länger zusehen, dass es linke und rechte Gewalt in unserem Land gibt. Und ich bin es leid, dass wir nicht darüber reden können. Die Menschen verlieren doch das Vertrauen in uns! In die Politik! Das Übel müssen wir erkennen und das Problem anpacken. Nicht darüber reden und es bereden. Es geht darum: Was können wir tun? Wo liegen die Ursachen, dass junge Menschen sich derart so verhalten? Das junge Menschen keinen Respekt mehr haben. In unserer Gesellschaft werden Werte immer mehr abgewertet. Und ich stehe dazu, wer sich nicht an die Regeln hält, der muss die Konsequenzen tragen.“
Auch bei der Digitalisierung hat die Kandidatin die Probleme für Wirtschaft, Forschung und übrige Nutzer im Blick, denn zur Zeit bestehe keine Chance auf das sog. „Graue-Flecken-Programm“, da im markterkundungsverfahren unser Landkreis mit 80% eine 50MB-Deckung an Internetschnelligkeit verfüge und somit über der Eingriffsschwelle liege. „Das ist aber dennoch ein Problem der Firmen vor Ort. Ich nenne nur das Wort Home-Office zu Coronazeiten. Hier haben wir nicht zugehört. Nicht den Firmen vor Ort, die sich täglich beschweren, und nicht den anderen zig tausenden Nutzern. Schreiben Sie mal eine Bachelorarbeit außerhalb der Stadtgrenze von Tübingen, und müssen dazu Wissenschaftliche Ergebnisse hochladen. Bevor Sie das Ergebnis haben, bekommen Sie einen Doktortitel verliehen…“
Hinsichtlich unseres Bildungssystems steht Diana Arnold auch dafür, keine Versuche an den Kindern durchzuführen, wie das „Schreiben nach Gehör“, denn Lesen, Schreiben und Rechnen seien grundlegende Fähigkeiten und gemeinsam mit einer soliden Allgemeinbildung unabdingbar. Dennoch gelte es jedes Kind nach seinen eigenen Fähigkeiten und Stärken zu fördern und somit ein differenziertes Schulsystem zu etablieren. „Glauben Sie mir, wenn jemand hier mitreden kann, dann ich. Mein Sohn gehörte zu den Betroffenen des Versuches „Schreiben nach Gehör“. Ich bin dankbar, dass wir hier durch den Einfluss der CDU diesen Feldversuch wieder abstellten. Wir müssen bewährtes Erhalten, aber dennoch Kindern mit modernen Lehrmethoden prägen. Auch müssen wir wegkommen von dem Gedanken, dass jeder studieren muss.“
„Ich will, dass wir im Jahr 2030 sagen können, die Zwanziger waren goldene Jahre, es war ein gutes Jahrzehnt. Doch dafür muss Schluss sein mit grünem Stillstand. Dafür braucht es eine starke CDU! Also: Was machen wir draus – aus den kommenden Jahren?“ Mit dieser Frage im Hinterkopf beleuchtete Christoph Naser die Themen Bildung und Wissenschaft, Ökonomie und Ökologie, wie auch das Thema einer Wertegemeinschaft.
Hier sind für ihn eine erstklassige Schul- und Berufsausbildung, ebenso wichtig wie eine exzellente Wissenschaft, wofür insbesondere für die Hochschulen und Universitäten eine solide Finanzierung und die Beseitigung des derzeitigen Investitionsstaus gehören. „Ich brenne für diese Themen Ausbildung und Wissenschaft, weil ich bald zweifacher Vater bin. Und alle hier, die Kinder oder Enkel haben, wissen wovon ich spreche: Unsere Kinder sollen die besten Chancen haben.“
Ob zwischen Ökonomie und Ökologie nicht ein unüberwindbarer Graben liege? Nein, so der Kandidat, denn Innovation und Marktwirtschaft gehörten zwangsläufig zusammen. Denn wie es auch schon Lothar Späth gesagt hat: „„Die allmähliche Ablösung der Ressource Natur durch die Ressource Intelligenz kann nur gelingen, wenn wir uns den geistigen und ethischen Anforderungen des Wandels nicht versagen.“ Lothar Späth beschreibt das Ende der Ausbeutung unserer Erde mithilfe des technologischen Fortschritts. Diesen Fortschritt können wir jetzt gestalten.“ Als Glücksfall für die Region bezeichnete Naser auch das Cyber Valley. Denn hier entstünden die Arbeitsplätze der Zukunft und die notwendigen Technologien für den digitalen und klimagerechten Wandel.
„Jede Gesellschaft ist Wertegemeinschaft“ und „unsere Zivilgesellschaft braucht Verstärkung“ — diese Aussagen, gemischt mit der Zunahme extremistischer Gewalt auf allen Seiten stellen für Christoph Naser die Ausgangslage dar, eine allgemeine Dienstpflicht zu befürworten. „Denn ob hier im Bodelshausener Bildungszentrum, der KBF in Mössingen, bei der Caritas im Oberen Gäu, bei der Samariterstiftung in Dettenhausen oder bei der Bundeswehr. Dort spricht man nicht nur über Werte. Man lebt sie in der Tat.“
Deshalb sei es wichtig eine gemeinsame Wertebasis zu finden und zu leben.
Warum Naser, der wegen einer Knieverletzung auf Krücken angewiesen war, und inzwischen wieder genesen ist, glaubt, dass die Zwanziger Jahre ein goldenes Jahrzehnt werden? „Frei nach Martin Luther: Ich sitze hier und kann nicht anders.“
Schlussendlich sollte sich die Kandidatur für beide auszahlen: Diana Arnold konnte eine Zustimmung von 93,7 % erlangen, Christoph Naser lag bei 97,6 %. So haben die beiden nicht nur den CDU-Kreisvorstand einstimmig hinter sich, sie können nun auch mit ordentlich Rückenwind in den Wahlkampf für die bevorstehende Landtagswahl am 14. März 2021 einsteigen. Angesichts der aktuellen Umfragewerte der CDU in Baden-Württemberg darf man auch durchaus optimistisch sein.
Armin Mozaffari Jovein
CDU-Kreispressesprecher Tübingen